Meine persönliche Erfahrung beim Frauenmarsch in Berlin – die Bewegung geht weiter! – Gab es einen Toten?

20 Feb

von Jürgen Fritz

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Ein Gastbeitrag von Marie-Thérèse Kaiser

Eine junge Hamburgerin machte sich am Samstag auf den Weg nach Berlin, um am Marsch der Frauen aufs Kanzleramt teilzunehmen. Lesen Sie hier, was sie erlebte und authentisch zu berichten weiß. Und wundern Sie sich bitte nicht, wenn Ihnen bei dieser Schilderung zwischendurch der Atem stockt, ging mir beim Lesen genauso.

Wo sollen denn die glatzköpfigen Männer mit Springerstiefeln sein?

Gemeinsam mit meiner Fahrgemeinschaft mache ich mich von Hamburg auf den Weg nach Berlin. Auf dem Weg zum Demonstrationsort U-Bahn Haltestelle Hallesches Tor bin ich wieder einmal begeistert von der Arbeit der Polizei. Die Berliner Polizeibeamten haben den Startpunkt gut abgesichert, so mein erster Eindruck. Ich muss mich durch eine große Ansammlung von Gegendemonstranten bewegen, um zum Startpunkt zu gelangen. Gegendemonstranten werden vom Frauenmarsch durch die Polizei ferngehalten. Die Gegendemonstration besteht aus Anhängern, wie auch Politikern der Parteien Die Grünen und Die Linke, aber auch aus Personen die man im allgemeinen der sogenannten Antifa zuordnet.

Nachdem ich am Startpunkt angekommen bin, fühlte ich mich sofort wohl. Ich erblicke keine glatzköpfigen großen Männer mit Springerstiefeln, vielmehr treffe ich auf Frauen und Männer aus unterschiedlichen sozialen Schichten und Altersgruppen. Ich unterhalte mich mit einem älteren Pärchen, das mir sofort bestätigt, dass sie sich auch zunächst durch die Ansammlung von Gegendemonstranten kämpfen mussten und dass sie nach ihrer Ankunft beim Anblick der Demonstrationsgemeinde ebenso erleichtert fühlen wie ich.

Dann spreche ich mit zwei Damen, die mir aus ihrer Vergangenheit berichten und mir von ihren eigenen Erfahrungen mit der Stasi aus DDR-Zeiten erzählen. Insgesamt empfinde ich die Stimmung bereits zu diesem Zeitpunkt als äußerst emotional und bewegend. Ordner rufen dazu auf, dass alle Frauen sich vorne mittig und Männer sich bitte weiter hinten positionieren sollen. Insgesamt sind wir mehrere tausend Menschen.

Die Organisatorin und Veranstalterin Leyla Bilge beginnt jetzt mit einer kurzen Ansprache. Es folgen Reden des homosexuellen Theologen, Buchautors und Bloggers David Berger und des libanesisch-deutschen Fernsehjournalisten und Regisseurs Imad Karim. Auch die AfD-Politikerin mit iranischen Wurzeln, Laleh Hadjimohamadvali, befindet sich in meinem Blickfeld stehend im Publikum. In meinen Augen alles Menschen, denen ich allein aufgrund ihrer persönlichen Lebenserfahrungen zumindest schon mal mit offenen Ohren zuhöre, anstatt sie als „Rechte“ oder „Nazis“ zu beschimpfen. Alles andere empfände ich als respektlos, wenn nicht sogar als dumm.

Zu verlieren habe ich viel mehr, wenn ich nicht auf die Straße gehe

Nach diesen ersten Reden soll der Frauenmarsch beginnen. Es werden zwei große Banner von Leyla Bilge und ihrem Organisationsteam mitgebracht. Einer davon wird mir zusammen mit ein paar anderen Frauen in die Hand gedrückt. So kommt es, dass ich in der ersten Reihe bei dieser Demonstration stehe. Ab diesem Moment verliere ich daher die Leute aus meiner Fahrgemeinschaft aus den Augen.

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Jetzt fühle ich mich irgendwie auch verpflichtet, Gesicht zu zeigen – auch wenn ich durch meine Erfahrung mit der Antifa bei den „Merkel muss weg“-Demonstrationen in Hamburg etwas unsicher bin, ob das so vernünftig ist. Ich bin noch Studentin und kann somit die Ängste vieler Bürger gut nachvollziehen, die sich davor scheuen auf die Straße zu gehen.

Weit verbreitet sind die Bedenken, man könne seinen Job verlieren, soziale und gesellschaftliche Ausgrenzung erfahren. Die Angst reicht sogar noch weiter, da man inzwischen sogar mit Sachschäden und auch Körperverletzung rechnen muss, wenn man für seine Meinung einsteht. Darauf antworten, kann ich allerdings nur Eines: „Jetzt erst Recht!“. Wir werden immer mehr und das ist gut so, denn dann muss sich der Einzelne immer weniger um solche reale Gefahren sorgen.

Auch die Medien können nicht länger Schweigen. Ich bin überzeugt davon, dass ich auch nach meinem Studium einen Job finden werde und dass ich unter Gleichgesinnten neue Freunde finden kann. Sachgegenstände lassen sich versichern und ein Recht auf Selbstverteidigung habe ich auch, sollte es tatsächlich so weit kommen. Zu verlieren habe ich hingegen viel mehr, wenn ich nicht auf die Straße gehe: Die Demokratie und Meinungsfreiheit in diesem Land, meine Rechte als deutsche Bürgerin und meine Rechte als Frau.

Wir kommen keine 500 Meter weit

So marschieren wir also langsam los. Unser Ziel: Das Kanzleramt. Zu meiner rechten Seite befindet sich Leyla Bilge, die ebenfalls sichtlich angespannt ist. Bereits nach ca. 500 Metern wurden wir aufgehalten. Es gäbe eine Blockade der „Gegendemonstranten“ und die Polizei müsse zunächst einen Überblick über die Situation gewinnen. Geduldig bleiben wir stehen und warten.

Wir werden jetzt lauter und rufen unter anderem „1,2,3 – Macht die Straße frei“, „Räumen“ und „Widerstand“ bis zur Heiserkeit. Bald gibt uns die Polizei die Information, dass „polizeiliche Maßnahmen“ eingeleitet wurden und dass wir uns nur etwas gedulden sollen, damit die Polizei ihre Arbeit machen kann und damit wir unseren Marsch fortsetzen können.

Einige Reporter nutzten die Zeit, um mir Fragen zu stellen. Ich unterhalte mich unter anderem mit einem Reporter der Epoch Times und mit dem englischen Journalisten Tommy Robinson. Die emotionale Aufregung und die Anspannung spiegeln sich in meiner Stimme wieder. Ich merke, dass es mir schwer fällt,  grammatikalisch korrekte englische Sätze zu bilden. Mir fehlen Vokabeln, die ich sonst sicher beherrsche und auch bei den deutschen Interviews bebt meine Stimme.

Zwei Stunden später – wir stehen noch immer an Ort und Stelle. Die Polizeibeamten haben uns in der Zwischenzeit immer wieder vertröstet. Wir sollen doch bitte „diszipliniert bleiben“ und uns „noch etwas gedulden“. Der AfD-Abgeordnete Tommy Tabor und ein paar andere fürsorgliche Unterstützer bringen uns Kekse, Tee und Kaffee. Ich trinke also meinen Tee, während ich mit einer Hand das Banner festhalte.

demo_essenTommy Tabor (AfD) bringt Kekse, Tee und Kaffee

Die Polizei macht uns den Weg nicht frei – unser Marsch muss beendet werden

Zwischendurch kommen mir immer wieder die Tränen. Die Situation bewegt mich sehr. Ich bin generell ein emotionaler Mensch und stehe mit vollem Stolz und ganzer Liebe für mein Vaterland. Eine Frau versucht mich zu trösten. Die scheinbare Aussichtslosigkeit der Situation und die Enttäuschung über die sogenannten „polizeilichen Maßnahmen“, sind ein Stich in mein demokratisches Herz. Hier wird rechtswidrig eine friedliche Demonstration blockiert, bei der es um unser aller Zukunft und Sicherheit geht!

Ich merkt, wie die Frauen um mich herum mit der Zeit ungeduldig werden. Auch andere Demonstranten treten jetzt vor unser Banner und bewegten sich immer weiter auf die Polizeibeamten zu, die sich vor uns aufgestellt haben. Es ertönten Rufe wie „Vormarsch“ und „Wir bleiben nicht stehen“. Ich bewege mich keinen Zentimeter. Ich hoffte darauf, dass die Polizei doch noch ihren Job erledigen und die Strecke vor uns räumen wird. Außerdem warte ich auf eine Ansage von Leyla Bilge. Die Situation scheint mir mehr und mehr außer Kontrolle zu geraten, denn auch einige der anwesenden Ordner sind sich nicht einig in ihren Aussagen.

Als wir alle völlig durchgefroren sind, gibt uns die Polizei dann die Information, dass ein weiterer Vormarsch nicht möglich sei. Die „polizeilichen Maßnahmen“ sind also gescheitert. Die Strecke wird nicht geräumt und das rechtswidrige Verhalten der „Gegendemonstranten“ (rechtswidrige Störer) nicht bestraft. Die Situation droht jetzt zu eskalieren. Deshalb erklärt Leyla Bilge die Veranstaltung für beendet, ermutigt uns aber, eigenständig zum Kanzleramt vorzudringen.

Warum tun Sie nichts? Es ist auch Ihr Land!

Die Stimmung ist nun äußerst angespannt. Ich selbst bin sehr enttäuscht, zumal ich das Gefühl nicht loswerde, dass wir wissentlich und ganz strategisch von der Polizei in Berlin angelogen wurden. Einige Leute sprechen die Polizeibeamten gezielt an. Eine Frau fragt einen Polizisten: „Warum tun Sie nichts? Es ist auch Ihr Land.“

Ich fühle mich ab diesem Zeitpunkt nur noch wie eine unsichtbare Beobachterin. Ich befinde mich in einer Art Schockstarre und weiß nicht mehr, was ich sagen soll. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass es so weit kommt. Die Polizeibeamten in Berlin halten sich schön brav an die Vorgaben der Führung, die rechtswidrige Gegendemonstration nicht zu räumen.

Aber eine Stimme in mir sagt mir, dass ich es irgendwie heute noch zum Kanzleramt schaffen muss. Ich kann die Gegendemonstranten (Störer) nicht gewinnen lassen! Diese Menschen rufen Parolen wie „Deutschland verrecke“ und bezeichneten uns als „Faschisten“!

Jetzt bekomme ich zum ersten Mal richtig Angst

Mehrere Gruppen machen sich jetzt auf den Weg zum Kanzleramt. Ich selbst befinde mich in einer Gruppe von ca. 150 Leuten, in der ich auch eine Frau aus meiner Fahrgemeinschaft wiedertreffe. Wir laufen zuerst auf der Straße in Richtung U-Bahn Haltestelle Hallesches Tor zurück und werden dabei immer schneller. Polizisten überholen uns und versuchten uns den Weg zu versperren. Sie bildeten eine Kette um uns auf die Gehwege zu führen, doch wir sind zu viele. Gleichzeitig fliegen Gummibälle und Tomaten seitens der Gegendemonstranten auf uns, die uns bereits von mehreren Seiten auflauerten. Die Polizei schützt uns nicht.

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Ich bin recht weit vorne an der Spitze unserer Gruppe und dränge mich an den Polizeibeamten vorbei. Hinter der Kette aus Beamten stehen große kräftige Männer, die mir etwas Angst machen. Ich habe nicht vor, mich mit irgendwem zu prügeln. Gewalt liegt mir völlig fern. Mal abgesehen davon, dass ich eh nichts hätte ausrichten können mit meinen 1,72 m und 50 Kilo gegen die Kerle.

Es ist das erste Mal an diesem Tag, dass ich wirklich Angst bekomme. Ich weiß nicht, wer diese Leute sind. Sind es selbst ernannten Antifaschisten? Einen kurzen Moment denke ich sogar darüber nach, mich wieder zurückzuziehen. Doch dann erkenne ich, dass diese bedrohlich wirkenden Männer alles andere als eine Bedrohung für mich darstellen. Sie sind dazu da, um mich und meine Gruppe zu beschützen. Es sind Männer mit Kutten, die offensichtlich aus der Biker-Szene kommen. Erleichterung macht sich bei mir breit und so laufe ich gemeinsam mit den anderen Frauen und Männern Seite an Seite weiter.

Plötzlich fliegt eine Plastikflasche auf uns

Gemeinsam rufen wir lautstark „Widerstand“ durch die ganze Straße. Unsere Stimmen vereint sind lauter als der Donner. Die Gemeinschaft treibt uns an.

Auf der linken Seite sehe ich ein paar Jugendliche mit Migrationshintergrund, die sich in den Schritt greifen und mich und meine Gruppe von der Seite anpöbeln. Ich versuche, das zu ignorieren, obwohl ich den Jungs, die etwa in meinem Alter sind, wenn nicht sogar etwas jünger, gerne meine Meinung mitgeteilt hätte! Plötzlich fliegt eine Plastikflasche aus der Richtung der pöbelnden Jungen. Hinter mir rennen Männer auf die Jungs zu, scheinbar bereit, sich mit ihnen zu prügeln.

An mir vorbei stürmen nun ca. 20 bis 30 Polizeibeamte. Ich bleib stehen, schlage die Hände ins Gesicht und beginne erneut zu weinen. Auch beim Schreiben dieses Textes kommen mir abermals die Tränen. Es fällt mir schwer, meine Gefühle in Worte zu fassen, aber die Situation die sich nun abspielt, ist fernab all dem, was ich für möglich gehalten hätte.

Wie es dann weiterging konnte ich später selbst nur in einem kurzen YouTube-Video sehen. Die Polizeibeamten haben die pöbelnden und mit Plastikflaschen werfenden Jugendlichen dazu aufgefordert, sich an die Hauswand zu stellen, um ihre Personalien aufzunehmen.

Wir wollen zum Kanzleramt!

Silke, die Frau aus meiner Fahrgemeinschaft, zieht mich jetzt weiter. Unsere Gruppe ist inzwischen etwas kleiner. An der Ampel vor der U-Bahn Haltestelle Hallesches Tor bleiben wir stehen. Die U-Bahn fährt nicht beziehungsweise hält an dieser Station während der Demonstrationen nicht mehr an. Die können wir also nicht nehmen. Uns ist klar, dass wir zu allen Seiten auf „Gegendemonstranten“ treffen können. Wir müssen auf jeden Fall einen Umweg machen, um zum Kanzleramt zu gelangen. Getrieben von unserem Patriotismus laufen wir mitten auf der Straße weiter. Das Ziel stets vor Augen: Wir wollen zum Kanzleramt!

Sirenen ertönten laut. Mittlerweile ist es schon dunkel. Ich bin durchgefroren und eingeschüchtert. Das Geräusch der Sirenen brennt sich in meinen Kopf ein. Aus den vielen Polizeibussen steigen unzählige Beamte, die uns von der Straße treiben. Ein Beamter schreit einen Mann neben mir bestimmend an: „Packen sie sofort die Deutschlandflagge weg, Ihre Demonstration wurde beendet!“. Mir erschließt sich zwar der die Intention des Beamten, der es vermutlich vermeiden will, dass „Gegendemonstranten“ sich durch uns provoziert fühlen könnten, aber durch diese Ansage wächst nur der Protest unserer Gruppe.

Keiner innerhalb der Gruppe zeigt ein aggressives Verhalten gegenüber den Beamten, doch wir werden jetzt eingekesselt und dürfen uns nicht fortbewegen. Zu diesem Zeitpunkt besteht unsere Gruppe noch aus ca. 50 Personen. Mit mir und Silke befindet sich ein weiterer junger Mann in meinem Alter, aber auch ein älteres Ehepaar und eine Mutter mit ihrem Kind in diesem Kessel. Die Polizeibeamten geben uns keine Auskunft, ob oder wann wir weiter dürfen. Anschließend werden wir gescheucht und aufgesplittet. Es fühlt sich an wie die Tiere auf dem Weg zum Schlachter.

Drei Polizisten stürmen auf einen Mann und schlagen auf ihn ein

Die Ereignisse überfordern mich. Ich fühle mich fehlplatziert und ich verstehe nicht, warum die Polizisten sich auf uns fokussieren statt auf die „Gegendemonstranten“. Hinter den Polizeibeamten tauchen erneut Störer auf. Was diese rufen, nehme ich nicht mehr bewusst wahr. Aber ich erkenne, dass die „Gegendemonstranten“ sich frei bewegen können und die Straße überqueren dürfen.

Jetzt gehen in unserem Kessel drei Beamte auf einen Mann los und schlagen auf ihn ein. Ich sehe, wie der Mann Schläge in den Bauch und gegen den Kopf bekommt. Eine Frau versucht dazwischen zu gehen und beginnt verzweifelt zu schreien und zu weinen, doch das bringt nur weitere Beamte dazu, sich auch auf die Frau zu stürzen und sie weg zu drängen. Ein anderer Mann zieht die Frau am Arm weg und nimmt sie in den Arm. Sie sackt zusammen und setzt sich auf den kalten Boden.

Ich beginne zu hyperventilieren und drehe mich weg. Die Geschehnisse sind zu verstörend. Ich befinde mich wie in einem Tunnel, höre nichts außer den Sirenen um mich herum und sehe nichts außer den schrecklichen Bildern, die sich gerade direkt vor meinen Augen abgespielt haben.

Was aus dem Mann geworden ist, weiß ich nicht. Als ich mich wieder umdrehe, ist er weg. Die Beamten lassen uns nun in Dreiergruppen aus dem Kessel raus. Sie gaben uns klar zu verstehen, dass wir heute nicht mehr zum Kanzleramt, sondern nur noch Nachhause laufen dürfen.

Die Polizei eskortiert uns zur U-Bahn – ein Mann liegt regungslos am Boden

Silke und ich können den Kessel gemeinsam verlassen. Hinter den Beamten stehen einige andere aus unserer Gruppe und warten. Wir gehen gemeinsam langsam zurück, wieder in Richtung Ampel bei der U-Bahn Haltestelle Hallesches Tor. Wir bleiben stehen, als wir sehen, dass ein Mann auf dem Boden liegt, abgedeckt mit einer Isolierdecke. Der Mann hat die Augen geschlossen. Seine Brust ist freigelegt.

Ob es derselbe Mann ist, der zuvor von den Polizisten zusammengeschlagen wurde, ich weiß es nicht genau. Vor ihm kniet ein anderer Mann mit einem Stethoskop, vermutlich ein Arzt oder Rettungssanitäter und horcht ihn ab. Der Mann bewegt sich nicht. Um die beiden herum stehen Polizisten mit Blick in unsere Richtung. Und wieder gehen die Polizeibeamten in dieser Situation sehr aggressiv vor. Ein Mann, der versucht das Geschehen aus der Ferne fotografisch festzuhalten, wird sofort geschupst und angebrüllt, er solle gefälligst verschwinden. Auch Silke und ich werden angeschrien, wir sollen gefälligst weiterlaufen, was wir dann auch gleich tun.

Im weiteren Verlauf werden wir von einigen Polizisten zur U-Bahn Haltestelle eskortiert, wo die U-Bahn mittlerweile wieder Halt macht. Gemeinsam mit den Beamten sind wir zum Hauptbahnhof gefahren, von wo aus wir uns dann wieder frei bewegen dürfen, aber nochmal die Anweisung bekommen, uns auf den Weg nach Hause zu machen.

Am Ende schaffen wir es irgendwie doch noch, zum Kanzleramt durchzukommen

Silke und ich nehmen den Vorderausgang. Wir haben mit unserer Fahrgemeinschaft beim Tiergarten geparkt und müssen auf unserem Weg dorthin sowieso am Kanzleramt vorbei. Bei der ersten Brücke angekommen verweigern uns die Beamten den Durchgang und schicken uns zur nächsten Brücke. Bei der zweiten Brücke angekommen fragen uns die Beamten mehrfach, ob wir zur „Kundgebung“ wollen. Wir verneinten beide und behaupteten, dass wir nur zu unserem Auto wollen, woraufhin uns der Durchgang gewährt wird.

Und nun schaffen wir es am Ende nach all den Stunden, nach all dem Erlebten, nach all den Zurückweisungen, nach dem Kessel, nach den Pöbeleien und der Prügelei doch noch bis zum Kanzleramt. Dort treffen wir ein paar hundert andere Demonstranten wieder und finden zu unserer Fahrgemeinschaft zurück.

Aber auch am Kanzleramt tauchen erneut „Gegendemonstranten“ auf. Die Polizei hat jedoch so weit abgeriegelt, dass es zu keinen weiteren Ausschreitungen kommt. Endlich habe ich wieder ein Gefühl von Hoffnung und ich bin stolz, dass es trotz der massiven Beeinträchtigungen und Umstände noch so viele zum Ziel des Frauenmarsches geschafft haben.

Mein Fazit

Ich befürchte, obwohl ich es niemandem wünsche, dass man solch eine Situation tatsächlich hautnah erlebt haben muss, um beurteilen zu können, wie bedrohlich und erschreckend sie ist. Ich selbst sah mich nicht nur enormen emotionalem Stress ausgesetzt, sondern fühlte mich auch vor „Gegendemonstranten“ durch die Polizei nicht geschützt. Ganz im Gegenteil, zeitweise fühlte ich mich sogar durch die Polizei selbst bedroht!

Die Polizei Berlin hat in meinen Augen keinen guten Job gemacht. Bei mir hat sich der Eindruck manifestiert, dass von vornherein eine Zermürbungstaktik angewendet wurde. Die Polizei ist dabei sehr strategisch vorgegangen und hat uns immer wieder eingekesselt und in kleinere Grüppchen aufgeteilt. Es wurde keine ausreichende Sicherung der Demonstrationsstrecke vorgenommen.

Seitenstraßen blieben beispielsweise offen, so dass es den Gegendemonstranten überhaupt erst möglich wurde, uns von allen Seiten zu belagern und eine Blockade zu errichten. Die Strecke wurde nicht geräumt, die Blockade wurde nicht aufgelöst. Die Beamten haben zwar in einigen wenigen Situationen eingegriffen und auch Personalien aufgenommen, wenn es zu Ausschreitungen kam, doch insgesamt kann man sagen, dass wir nicht richtig vor den „Gegendemonstranten“ geschützt wurden.

Wir dürfen nicht aufgeben!

Nun kann man argumentieren, dass der einzelne Beamte sich nicht so einfach einer Anweisung widersetzen kann. Das mag so sein, aber die Polizeiuniform allein reicht auch nicht aus, um sie von aller Schuld freizusprechen. Schließlich sind es auch die Polizisten, die unter dem System leiden. Es waren viele Beamte im Einsatz, jeder einzelne hatte die Chance etwas zu verändern und für Recht und Ordnung einzustehen – für unsere Demokratie und unsere Meinungsfreiheit einzustehen. Wenn viele einzelne Beamte sich gemeinsam gegen die Anweisungen von oberster Führungsebene gestellt hätten oder die Anweisungen zumindest einmal offen kritisiert hätten, wäre der Abend sicherlich anders verlaufen. Leider habe ich ausschließlich Polizeibeamte gesehen, die lemmingartig pariert haben und zugesehen haben, wie Unrecht geschieht.

Abschließend möchte ich noch sagen: Wir dürfen nicht aufgeben. Demonstrationen wie der Frauenmarsch in Berlin diesen Samstag sind essentiell. Und so, wie wir stärker werden, so werden sich auch mehr Leute trauen, ihre Meinung zu äußern und sich uns anzuschließen. Es werden viele Menschen dazukommen, die neuen Mut schöpfen. Die Stimmung in Deutschland kippt und es trauen sich immer mehr Leute auf die Straße zu gehen. Zusammen sind wir stark und können viel bewegen, deshalb müssen wir uns vernetzen und diese Bewegung fortführen!

Nachbemerkung von Jürgen Fritz

Ich gehe davon aus, dass hier unzählige Straftaten gegen das Versammlungsgesetz verübt worden sind und eine angemeldete Demonstration gezielt sabotiert wurde. Mein Anwalt Dr. Christian Stahl hat bereits Strafanzeige gegen den Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele erstattet, der dazu aufrief, den Marsch der Frauen „zu verhindern“, mithin Mitbürger an der Wahrung ihres Grundrechtes zu hindern.

Bilder: (c) Marie-Thérèse Kaiser

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Siehe auch: Gab es einen Toten beim Marsch der Frauen aufs Kanzleramt?

Siehe auch:

Deniz Yücel jubelt – Staatsakt für einen Deutschland-hassenden Stinkstiefel

„Frauenmarsch“: „Wir kommen wieder, Kreuzberg!“

Ein teuflischer Plan – Schulen verbieten Kindern „beste Freunde“

Staatsversagen beim 120dB-Frauenmarsch in Berlin

Laut Gedacht #68: Familiennachzug – Tage der offenen Tür (05:57)

Video: Türkischer Einmarsch in Syrien gegen die kurdische YPG: Petr Bystron (AfD) bringt die Linke im Bundestag zum kochen (06:08)

Ein Gastbeitrag von Marie-Thérèse Kaiser Eine junge Hamburgerin machte sich am Samstag auf den Weg nach Berlin, um am Marsch der Frauen aufs Kanzleramt teilzunehmen. Lesen Sie hier, was sie erlebte und authentisch zu berichten weiß. Und wundern Sie sich bitte nicht, wenn Ihnen bei dieser Schilderung zwischendurch der Atem stockt, ging mir beim Lesen […]

über Meine persönliche Erfahrung beim Frauenmarsch in Berlin – die Bewegung geht weiter! — Treue und Ehre

6 Antworten to “Meine persönliche Erfahrung beim Frauenmarsch in Berlin – die Bewegung geht weiter! – Gab es einen Toten?”

  1. Frank Baumann 23. Februar 2018 um 15:59 #

    Es ist beileibe nicht das erste Mal, daß so etwas passiert.
    Dieser Text ist 10 Jahre alt, er stammt nicht von mir, ich habe ihn nur gesichert, die Quelle ist mir leider unbekannt.
    Er gibt die Ereignisse sehr gut wieder, auch wenn das ein oder andere häßliche Detail nicht erwähnt wurde.
    An diesem Tag, als ich vergeblich versuchte, zu der Veranstung zu gelangen und die Pogromstimmung fühlte, den Haß in den Gesichtern der „Aufrechten“ sah, die Ohnmacht gegenüber dem Staat und den gleichgeschalteten Medien fühlte, die offen hetzten und jegliche Möglichkeit der Meinungsäußerung und der Diskussion unterbanden, an diesem Tag ist mein Glauben an die Demokratie gestorben.

    Pogrom 08

    Moscheebauten und Ausländerkriminalität sind Themen, die in der Kölner Bevölkerung Unbehagen auslösen. Da sich die etablierten Parteien damit nicht auseinandersetzen, wird die Lücke seit einigen Jahren von der Bürgerbewegung „Pro Köln“ geschlossen. Auch wenn diese sich unglücklicherweise selbst als „rechtspopulistisch“ bezeichnet, grenzt sie sich doch glasklar von den Rechtsextremen ab. Wie keiner anderen „rechten“ Bewegung ist es ihr bisher gelungen, den üblichen Diffamierungen zu trotzen und sich im Bürgertum zu verankern. Seit Pro Köln über den Landesverband „Pro NRW“ im ganzen Bundesland Ableger bildet und in der Domstadt selbst mit fünf Abgeordneten in den Stadtrat eingezogen ist, bläst der Gegenwind schärfer. In menschenverachtender Weise wird die Fraktion von den etablierten Parteien ignoriert und von der Mitarbeit ausgeschlossen. Die SPD-Fraktion forderte, gegenüber dem „Nazidreck“ und „braunen Exkrement“ das Grundgesetz „nicht allzu förmlich auszulegen“.

    Man regte sich darüber auf, daß Pro Köln auf seine verfassungsgemäßen Rechte verweist. Besitzer von Räumlichkeiten wurden dazu angehalten, diese Pro Köln nicht für Versammlungen zur Verfügung zu stellen. Ein Mitglied von Pro NRW verlor allein aufgrund der Mitgliedschaft seine Arbeitsstelle.

    Als Pro Köln die Pläne zum Anti-Islamisierungskongreß am 19. und 20. September 2008 vorstellte, begann sich der Widerstand zu organisieren. Lokalpolitik, Tageszeitungen, WDR, Polizeiführung, Gewerkschaften, Kirchen und Prominente und schürten Hand in Hand mit vom Verfassungsschutz beobachteten linksextremistischen Gruppen eine Stimmung des Hasses. Musiker komponierten Lieder gegen Pro Köln. Kneipen wurden mit „Nazis raus“-Utensilien beliefert. Der Allgemeine Studentenausschuß (AStA) hängte Fahndungsplakate aus. Im „Kölner Stadtanzeiger“ erschien eine gemeinsame Erklärung vieler wichtiger Einrichtungen vom Kaufhaus bis zum 1.FC, in der man sich „für Demokratie“ und „gegen Diffamierung“ starkmachte. Oberbürgermeister Schramma (CDU) rief die Bevölkerung dazu auf, die Rolläden herunterzulassen. CDU-Mitgliedern, die sich auf dem Kongreß informieren würden, drohte er mit Parteiausschluß. Stadtanzeiger und „Kölner Express“ veröffentlichten jeweils große Serien mit Prominenten, die den Anti-Islamisierungskongreß verurteilten. Linksextremistische Gruppen sprachen mit Journalisten ab, wie ihre Protestaktionen medienwirksam inszeniert werden können. In der Stadt hingen aus öffentlichen Geldern finanzierte „Schüler gegen Pro Köln“-Transparente, zu deren Erstellung hunderte Schüler zwangsphotographiert worden waren.

    Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Thema fand indes zu keinem Zeitpunkt statt. Wer an einer „angeblichen“ Islamisierung Kritik übe, müsse zwangsläufig ein Rechtsradikaler sein und gilt damit als indiskutabel. Über Pro Köln und den Anti-Islamisierungskongreß wurden ausschließlich verzerrte und Falschmeldungen gestreut. Oberbürgermeister Schramma klärte die Bevölkerung darüber auf, daß es sich bei den „braunen Biedermännern“ in Wahrheit um „Brandstifter“, um „Rassisten im bürgerlichen Zwirn“ handele. Man machte Pro Köln für die Millionenkosten verantwortlich, die der Steuerzahler aufbringen müsse, um den Kongreß von der Polizei vor Gegendemonstranten schützen zu lassen. Es wäre unerträglich, wie sich „die Täter“ nachher „sicherlich wieder in die Opferrolle einfühlen“ würden. Aufgewiegelt durch Schlagzeilen wie „die braune Geschichtsnachhut rottet sich zum faschistischen Großspektakel zusammen“ verübten Gewalttäter mehrere Anschläge auf Pro-Köln-Funktionäre, auf ihre Infostände und auf die Parteizentrale.

    Am ersten Kongreßtag eröffnete die Deutsche Presseagentur (dpa) das Trommelfeuer. Die von ihr verbreitete Meldung „Rechtsextreme jagen Ausländer“ wurde sofort von den Netzauftritten der Zeitungen als Aufmacher übernommen. Passend dazu garnierte der Nachrichtensender n-tv seine Berichterstattung mit zusammenhanglosen Archivaufnahmen von Skinhead-Aufmärschen. Im Laufe des Tages stellte sich heraus, daß die Nachricht auf einem umgedeuteten Vorfall beruhte, bei dem in Wirklichkeit Linksextremisten ein Pro-Köln-Mitglied angegriffen hatten (Anm.: laut meinen Infos übrigens ein Engländer jüdischen Glaubens). Polizeipräsident Steffenhagen beruhigte die Bevölkerung aber, indem er versprach, „die Polizei werde alles tun, damit es Rechtsextremen nicht gelingt, Angst zu verbreiten“. Ohne Vorankündigung hielten Züge außerplanmäßig nicht in Leverkusen, wo am Vormittag eine kleine Auftaktveranstaltung des Kongresses vonstatten ging. Schüler hatten frei bekommen, um sich an Gegendemonstrationen beteiligen zu können. Im Fernsehen wurden Interviews mit Bürgern ausgestrahlt, die mit Schaum vor dem Mund „gegen Rassismus und Faschismus“ polterten.

    Eine Pressekonferenz der Kongreßveranstalter in einem Kölner Bezirksrathaus mußte abgebrochen werden, da Pro Köln spontan Hausverbot in allen öffentlichen Gebäuden der Stadt erhielt. Der Bezirksbürgermeister forderte wutschnaubend, „die braune Soße soll im Rhein versinken“. Man wich tatsächlich auf einen Rheindampfer aus, doch ehe alle Teilnehmer und Journalisten an Bord waren, wurde das Schiff von Gegendemonstranten mit Steinen beworfen und teilweise zerstört, so daß sich der Kapitän zum Ablegen gezwungen sah. Polizei-Einsatzleiter Timme versicherte, die Sicherheit „der Schiffsbesatzung und der anwesenden Journalisten“ sei gewährleistet. Von den Kongreßteilnehmern, darunter österreichische Nationalratsabgeordnete, war dabei nicht die Rede. Der Kölner Stadtanzeiger beschrieb das Schiff auf seiner Netzseite unterdessen ganz genau, damit sich an jeder angesteuerten Anlegestelle sowie auch auf den Brücken schnell Steinewerfer zusammenfinden konnten. Deshalb artete die Pressekonferenz laut Kölner Express zu einer stundenlangen „braunen Irrfahrt“ aus.

    Die im Anschluß für die internationalen Gäste des Kongresses geplante Exkursion in verschiedene Problemviertel der Stadt wurde inzwischen kurzfristig von der Polizei verboten. Es hätte sich um eine „nicht hinzunehmende Provokation“ gehandelt. Ohnehin wäre der Programmpunkt ausgefallen, denn das beauftragte Busunternehmen wollte von dem Vorhaben plötzlich nichts mehr wissen. Da auch alle Taxifahrer von der Zentrale angewiesen waren, die Kongreßteilnehmer nicht zu befördern, saßen diese zweieinhalb Stunden an der doch noch gefundenen Anlegestelle fest. Schließlich ließ die Polizei „Gnade vor Recht ergehen“, so der WDR, und evakuierte die „rechtsradikalen Großmäuler“. Wohin, das war unklar, denn das Hotel hatte auf Anraten der Bundespolizei mittlerweile ebenfalls die Verträge gekündigt. Auch alle in Frage kommenden Gaststätten sowie ein für den Abend gemietetes Partyschiff wiesen die Kongreßteilnehmer nun ab. Oberbürgermeister Schramma frotzelte im Gespräch mit „Radio Köln“, daß es für sie wohl „eine kalte Nacht“ würde, und der Moderator mischte noch höhnisches Gelächter vom Band dazu. Der Tag klang mit einem Kommentar des „Spiegel“ über die „chaotische Lachnummer der Nazis“ aus, während sich der ZDF-Videotext noch um Mitternacht über die „rechtsradikalen Schläger“ empörte. In der Nacht marschierte ein schwarzgekleideter Zug von Linksextremisten durch die Straßen. Die Stadt Köln hatte für das Wochenende ausnahmsweise die Verkehrswebkameras ausgeschaltet, mit denen sonst rund um die Uhr die Lage an den Verkehrsknotenpunkten im Internet einzusehen ist.

    Der zweite Tag des Anti-Islamisierungskongresses begann mit Kundgebungen der Gegendemonstranten. Eine Gewerkschaftsführerin forderte dazu auf, sich „quer zu stellen“ gegen die „Holocaustleugner“. Anschließend reichte sie das Mikrofon an Sprecher des vom Verfassungsschutz beobachteten, extremistischen „Bundes der Antifaschisten“ weiter. Währenddessen wurden in der Menge Fahnen der Polizeigewerkschaft geschwenkt. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehsender Phoenix klärte ein Sozialwissenschaftler der „Arbeitsstelle Neonazismus“ an der Fachhochschule Düsseldorf die Zuschauer über die Gefährlichkeit von Pro Köln auf. Die Moderatorin freute sich, daß in der Gegendemonstration „die Reihen fest geschlossen“ wären. Oberbürgermeister Schramma beschwerte sich noch einmal darüber, daß die Veranstaltung dieser „verfaulten Clique des Eurofaschismus“ nicht von vornherein verboten werden konnte, da die Rechtslage dies „leider“ nicht erlaubt hätte. Einen Polizeichef hörte man gegenüber den autonomen Linksextremisten sagen: „Außer Blockaden dürft Ihr alles“.

    Auf Anweisung der Polizei fand sich das Gros der wichtigsten Kongreßteilnehmer, darunter viele belgische Politiker, am Flughafen Köln-Bonn ein. Die S-Bahn-Strecke in die Innenstadt war von Linksextremisten blockiert. Weder wurde sie von der Staatsgewalt freigeräumt, noch bekamen die Kongreßteilnehmer überhaupt Bahnen zur Verfügung gestellt. Über Polizeifunk war zu vernehmen: „Haltet die Rechten da fest, die können wir hier nicht brauchen“. Zum Heumarkt, dem Ort der Hauptveranstaltung des Kongresses, kam man nicht mehr. Letztlich wurde aus der Not heraus noch eine weitere Pressekonferenz im Flughafengebäude gegeben, bis dort Hausverbot ausgesprochen wurde. Auch sonst gelang es fast niemandem, bis zum Heumarkt vorzustoßen. Alle Zuwege wurden von Linksextremisten besetzt, die sich in Funktion als Einlaßkontrolleure von Anwohnern, Geschäftsleuten und Journalisten die Ausweise vorzeigen ließen. Personen, die am Kongreß teilnehmen wollten, wurden verprügelt, oder wie RTL es ausdrückte, sie wurden „gestellt“. Die Polizei machte keine Anstalten, an dieser Situation etwas zu ändern. Man bekam gesagt, daß es zum Heumarkt keinen Zugang gebe, denn „die“ ließen niemanden durch.

    So bemühten sich die wenigen Anwesenden, die Hauptkundgebung schließlich zu eröffnen. Vom Bundeskriminalamt war man gewarnt worden, den Islam nicht zu kritisieren, „auch wenn solche Äußerungen durch das Recht auf freie Meinungsäußerung vollständig umfaßt sind“. Es müsse sonst mit Rache aus „fundamentalistischen Kreisen“ gerechnet werden. Ein Moderator des Senders Phoenix beklagte, daß die Gegendemonstranten zu leise seien, und man den Redner deshalb „leider“ gut hören könne. Ein Flugzeug, das ein Banner mit der Aufschrift „Pro Köln“ hinter sich herzog, wurde von einem Polizeihubschrauber zur Landung gezwungen. Militante Linksextremisten attackierten nun die Polizei, versuchten den Beamten Waffen zu entwenden und warfen Absperrgitter um. Der Nachrichtensender n-tv bezeichnete diese Szenen als „Angriffe zwischen Linksautonomen und Rechtsradikalen“, RTL als „Zweifrontenkrieg zwischen Linken und Neonazis“. Zehn Minuten nach Veranstaltungsbeginn verhängte die Polizei ein Verbot über den Kongress. Er „gefährde die Sicherheit der Bürger“. Dazu erläuterte der Kölner Express auf seiner Netzseite ganz genau, auf welcher Strecke die Teilnehmer vom Heumarkt weggeführt würden. Polizeischutz gab es dabei kaum. Die Randale der Linksextremisten dauerte noch an.

    „Die Linken siegen“, resümierte der Kölner Express erfreut. RTL bemerkte hämisch, daß aus dem „Trip in die braune Vergangenheit“ nichts geworden sei. Ministerpräsident Rüttgers (CDU) sprach von einem „Erfolg engagierter Zivilcourage“, Grünen-Geschäftsführer Beck wertete die Ereignisse als „Sieg der Zivilgesellschaft über die Rechtsextremisten“. Oberbürgermeister Schramma war voll des Lobes über den „Sieg der demokratischen Kräfte dieser Stadt“. Auf der Netzseite der Zeitung „Die Welt“ lief seit dem Mittag die Umfrage „Ist das Verbot der Kundgebung der richtige Schritt?“. Noch nach Mitternacht hatten 3% für „Ja, nur so kann man Auschreitungen verhindern“, 12% für „Ja, Anti-Islam-Demos haben bei uns keinen Platz“, 43% für „Nein, das ist Unterdrückung der Meinungsfreiheit“ und 43% für „Nein, wir müssen endlich über den Islam sprechen“ gestimmt. Dann kamen plötzlich innerhalb von einer Minute noch 6.000 Stimmen für die Option „Ja, nur so kann man Ausschreitungen verhindern“ hinzu, die dadurch vorne lag. Unmittelbar danach wurde die Umfrage beendet. Der WDR beschrieb auf seiner Netzseite ein Photo, auf dem Polizisten von militanten Linksautonomen angegriffen werden, mit dem Text „Pro-Köln-Anhänger liefern sich mit der Polizei Gefechte“.

    Die Vorkommnisse von Köln haben eine historische Dimension. Seit dem Krieg hat es nie solch ein Unrecht auf deutschem Boden gegeben. Die Grundrechte auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit konnten von vornherein nur unter Lebensgefahr wahrgenommen werden, bis sie durch das Nichteingreifen der Polizei faktisch außer Kraft gesetzt und schließlich ganz verboten wurden. Die Staatsgewalt hat nicht den Anschein erweckt, gewillt zu sein, die Grundrechte durchzusetzen. Sie hat sich durch einen verfassungsfeindlichen Personenkreis, den militanten Linksextremisten, dazu bewegen lassen, selbst Verfassungsbruch zu begehen. Ganz normale, mündige und friedliche Bürger sind beim Bemühen um die Ausgestaltung der Demokratie von gewalttätigen Antidemokraten beherrscht worden. Derartige Zustände sollte man in einem europäischen Land, in einem Rechtsstaat, für ausgeschlossen halten.

    Durch die Mobilmachung seitens Lokalpolitik, Medien und weiteren Interessengruppen war schon im Vorfeld ein äußerst gereiztes Klima von Haß und Gewalt entwickelt worden. Niemals unternahm man auch nur den Versuch, sich inhaltlich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Man verlegte sich ausschließlich auf Diffamierung. Es wurde ein Meinungskartell gebildet, das für sich selbst in Anspruch nimmt, über „richtige“ und „falsche“ Ansichten zu entscheiden. Islamisierung hat demnach ein Tabuthema zu sein. Stattdessen beschäftigt man sich im Fundus der Beleidigungen ausgiebig mit der deutschen Vergangenheit, um die es beim Anti-Islamisierungskongreß aber überhaupt nicht gehen sollte. Andersdenkende, die wohlgemerkt für die Freiheitlich-Demokratische Grundordnung eintreten, werden nicht toleriert, sondern in enorm antidemokratischer Weise bekämpft. Dazu bedient man sich Taktiken wie der Verdrehung von Tatsachen um 180 Grad und der Verhöhnung. Vor und während des Kongresses gab es beim Nachstellen von Pro Köln keinerlei Grenzen mehr. Sogar vor Artikel 1 des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ wurde nicht haltgemacht. Unter dem Deckmantel vermeintlicher Zivilcourage stachelte man die Bevölkerung zum Menschenhaß auf. Andersdenkende wurden zu Unmenschen deklariert und für vogelfrei erklärt. Das ist Volksverhetzung im allerschlimmsten Maße.

    Abgesehen davon, daß die Polizei ein Massaker verhinderte, ähnelten die Tage von Köln frappierend der Situation im Dritten Reich. So wie heute Pro Köln, waren auch die Juden nur auf ein Merkmal beschränkt und damit stigmatisiert worden. Auch damals verwendete man die Masche, Opfer zu Tätern zu machen. Daß Busunternehmer, Taxis, Hotels, Gaststätten und andere infrastrukturelle Einrichtungen angeleitet oder durch Steinewerfer dazu bewegt worden sind, Pro Köln zu boykottieren, entspricht exakt der Aufforderung „Kauft nicht bei Juden“. Die meisten wichtigen Medien haben sich als völlig unkritisch, mit anderen Worten „gleichgeschaltet“ erwiesen. Was insbesondere der Kölner Stadtanzeiger und der gebührenfinanzierte WDR an Berichterstattung abgeliefert haben, läßt sich nur als Propaganda bezeichnen. Statt die Meinungsbildung zu fördern wurde Gehirnwäsche betrieben. Oberbürgermeister Schramma und andere Personen des öffentlichen Lebens bedienten sich eines Wortschatzes wie einst Hitler oder Goebbels. Und die paramilitärische Antifa erfüllte keine wesentlich andere Aufgabe als damals SS und SA. Was in Köln herrschte, war reinste Pogromstimmung. Die Diktatur des Faschismus wird kaum anders definiert.

    Jeder aufrechte Demokrat hat nach diesen Tagen den Glauben an die Demokratie und die Grundrechte in Deutschland verloren. Es ist offensichtlich geworden, daß sich ein Meinungskartell über praktisch alle wichtigen öffentlichen und auch privaten Institutionen dieses Landes erstreckt. Wenn auf die Polizei kein Verlaß mehr ist, kann dem Staat gegenüber kein Vertrauen entgegengebracht werden. Nachdem die Berichterstattung durch die Medien mit solch entsetzlicher Häme und einem katastrophal falschen Demokratieverständnis erfolgte, ist ab sofort keine Information noch etwas wert. Auch der Glaube an unmanipulierte Wahlergebnisse ist nach dem skandalösen Vorkommnis bei der „Welt“ tief erschüttert. Was die Freiheit in diesem Land allerdings am meisten lähmt, ist die sofort entstehende Pogromstimmung gegenüber auch nur ansatzweise geäußerten halbwegs „rechten“ Ansichten. Aus Angst vor Repressalien traut sich ein großer Teil der Bevölkerung überhaupt nicht zu seiner politischen Haltung zu stehen. Der Gesinnungsterror führt de facto zu einer diktatorischen Atmosphäre in Deutschland. Wer um die Demokratie kämpfen will und dabei den entgegengebrachten Menschenhaß nicht erträgt, muß dies inkognito tun. Das kann einfach nicht wahr sein. Nicht in einem Land mit dieser Vergangenheit. Und nicht im Jahr 2008.

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    • nixgut 23. Februar 2018 um 16:26 #

      Frank, danke für deinen Kommentar. Ich bin seit vielen Jahren Sympathisant von Pro NRW und Pro Köln und bedanke mich für eure Kraft und für euren Mut. Ich habe schon häufiger über euch berichtet (ich glaube aber auf anderen Foren) und ich wünsche euch für die weitere Zukunft alles Gute und viel Erfolg. Es wird die Zeit kommen, wo ihr für euren Mut und eure Beharrlichkeit belohnt werdet. Auch die Arbeit der AfD im Bundestag wird sehr erfolgreich sein, davon bin ich überzeugt.

      Als ihr die erste Anti-Islamdemo in Köln durchgeführt habt (war es 2005?, ich weiß es schon gar nicht mehr), war ich sogar noch bei den Linken. Aber ich hatte längst erkannt, dass ihr im Recht wart. Die anderen Linken hatten wie üblich Null Ahnung, wollten aber alle zur Gegendemo. Das zeigt, wie verblödet die Linken sind, reagieren auf Knöpfchen, ohne sich inhaltlich mit der Materie auseinander zu setzen.

      Die meisten von ihnen sind dazu wahrscheinlich auch zu dumm. Aber ich brachte weiter meine Kritik und dann dann wurden sie richtig aggressiv. Sie sind inhaltlichen Diskussionen nicht gewachsen und darum überspielen sie ihre Unwissenheit durch Aggression.

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      • Frank Baumann 23. Februar 2018 um 18:47 #

        Ich weiß gar nicht mehr, wann Pro das erste Mal eine Großveranstaltung mit dem Thema Islam abgehalten hatte Ich bin übrigens auch kein Mitglied, habe sie nur gewählt und unterstützt, weil ich etwa ab Ende des letzten Jahrtausends gemerkt habe, daß hier etwas nicht mehr stimmt.
        Medial war 2008 das Riesenereignis. Es wurde gelogen, gehetzt, verdreht, ich wußte das, aber keiner wollte zuhören, selbst meine Familie nicht, die lieber den Medien als mir geglaubt hat.

        Heute ist es nicht viel anders, nur diesmal sind die Bösen von der AFD. Und ehrlich gesagt, ich kann und will auch nicht mehr mit Indoktrinierten diskutieren, es ist sinnlos, Fakten zählen nicht und die Leute WOLLEN es auch nicht wissen. Wer etwas wissen will, kann sich (noch) informieren, wer nichts wissen will, den werde ich auch nicht umstimmen können.

        Die erschütternden Ereignisse das Frauenmarsches sind 1:1 auf damals übertragbar und ich wollte darauf hinweisen, daß in diesem Land das Recht schon sehr viel länger gebrochen wird, als es die Leute in Erinnerung haben.
        Ich glaube diesen Bericht, ich kann mich noch sehr genau an damals erinnern, es war verstörend.

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      • nixgut 23. Februar 2018 um 23:01 #

        Du hast natürlich recht, es gibt diese Gewalt von den Linken schon viel länger. Was ich nicht begreife, warum die Linken, gerade die Krawallmacher, selber nicht erkennen, dass hier etwas schief läuft. Aber ich glaube, die sind psychisch so kaputt, dass die nur noch den Wunsch haben, ihren Hass rauszulassen. Und wenn man denen das richtige Feindbild vermittelt, dann wissen sie, wem der Hass zu gelten hat.

        Die Ursache für ihren Hass ist aber in ihnen selbst zu suchen. Dies zu erkennen sind sie aber einerseits zu dumm und andererseits zu feige. Ihr Focus ist nach außen gerichtet, aber nicht nach innen. Sie sind materiell orientiert, aber nicht metaphysisch, spirituell.

        Wenn meine Familie den Medien mehr glaubt als den Medien, dann beweist sie damit, dass sie entweder zu dumm,r zu faul oder zu gleichgültig ist, sich mit solchen Themen auseinander zu setzen. Ich würde mich auf Nimmerwiedersehen von solchen Menschen trennen. Ich kann nicht mit solchen Idioten zusammen leben.

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  2. GelaX 21. Februar 2018 um 07:33 #

    Was ist mit dem regungslosen Mann los gewesen?
    Gibt es dazu Informationen?

    Wer war das, was ist passiert, wie geht es ihm jetzt?
    Oder ist er wirklich tot?

    Wenn ja, wer hat ihn umgebracht?

    Das finde ich wesentlich wichtiger als irgendwelche Verstörungen, die bei Demonstrationen dieser Art zu erwarten sind.

    Ich habe ein gerüttelt Maß an Demonstrationserfahrungen aus früheren Zeiten und diese Demo ist ganz sicher nicht das Ende der Fahnenstange gezielter Demonstrationssteuerung durch die Polizei.

    Da haben die noch ganz andere Sachen drauf.

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