Bernarr MacFadden: Wie die Männlichkeit zerstört wird

2 Feb

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Bild links: Bernarr Macfadden (1868-1955, geboren in Mill Springs, Missouri, USA)

Aus dem Buch „Manhood and Marriage“ (1916) von Bernarr MacFadden.

Original: How Virility Is Destroyed

Hier noch ein weiteres Kapitel aus demselben Buch:

Bernarr McFadden: Die Wahrheit über die Onanie

Es gibt zwei Formen von sexuellen Störungen bei Männern: Geschlechtskrankheiten und Infektionen auf der einen Seite und verschiedene sexuelle Schwächen und Funktionsstörungen auf der anderen Seite. Durch eine richtige Anleitung und ein vernünftiges Leben können beide vermieden werden. In diesem und den folgenden Kapiteln wollen wir die verschiedenen Schwächen der Männer und die Störungen, die damit verbunden sind betrachten, nachdem wir uns die infektiösen Beschwerden angesehen haben.

Die Verbreitung sexueller Schwächen ist eine der erstaunlichsten Phänomene in unserer Zivilisation. Überall findet man eine große Zahl von Männern, denen es am männlicher Potenz fehlt. Wegen der Privatsphäre der Sexualität und der Schwierigkeit bei der Beschaffung von Informationen über Schwächen dieser Art, auf deren Basis eine Schätzung möglich ist, ist es schwer zu sagen, wie weit diese Schwäche verbreitet ist. Einige Forscher sind nach vielen Jahren des Studiums zu dem Ergebnis gekommen, daß mindestens die Hälfte der Menschen in diesem Land an leichteren oder schwereren sexuellen Schwächen und Störungen leiden. Ich kann nicht sagen, ob solch eine Schätzung korrekt ist oder nicht, aber es ist wahrscheinlich, daß sie nahe an der Wahrheit liegt. Sie entspricht wahrscheinlich eher einer Untertreibung als einer Übertreibung. Die medizinischen Quacksalber finden hier ein profitables Feld, um sich zu bereichern.

In Anbetracht dieses Mangels oder der Minderung der Männlichkeit, die oft als „verlorene Männlichkeit“ bezeichnet wird, ist es notwendig, ihre Ursachen zu verstehen. Wenn die Ursache oder die Ursachen in jedem Einzelfall festgestellt werden kann, vereinfacht es das Problem, die richtige Heilbehandlung zu finden, die natürlich die Beseitigung der Ursachen enthalten sollte.

Die Männlichkeit [Potenz] ist ebenso natürlich wie die Gesundheit. Ein natürliches Leben bedeutet unweigerlich eine gesunde Manneskraft [Potenz] und all die großartigen geistigen und körperlichen Eigenschaften, die damit verbunden sind. Beeinträchtigungen oder der Verlust der Männlichkeit ist in jedem Fall das Ergebnis eines unnatürlichen Lebens, von Missbrauch und Ausschweifungen unterschiedlicher Art. Es gibt tendentiell zweierlei Arten, um die Männlichkeit zu zerstören. Die eine Art betrifft die Zeugungsorgane und die andere schwächt den ganzen körperlichen Organismus. Mit anderen Worten, die Männlichkeit [Potenz bzw. Manneskraft] ist durch den Missbrauch der Zeugungsorgane stets selbst betroffen. Auf der anderen Seite ist der gesamte Körper durch den Missbrauch ebenso betroffen, wie durch den Missbrauch von Alkohol und Tabak.

Ein Punkt, der nicht stark genug betont werden kann ist, daß der Verlust der Männlichkeit nicht nur die Geschlechtsorgane betrifft, sondern er bedeutet auch einen Verlust an Energie und eine Beeinträchtigung der Funktionen des ganzen Körpers und in den meisten Fällen den Verlust von geistigen Fähigkeiten. Nichts zeigt dies deutlicher, als die Schwierigkeit zu geistiger Konzentration bei harter und ausdauernder Arbeit, die unter dem Mangel an Konzentrationsfähigkeit leidet. Der Verlust an Geisteskraft, der einem häufigen Samenverlust folgt, zeigt sehr deutlich den Zusammenhang von Männlichkeit und einer gesunden Sexualität zu geistiger Frische [Stärke]. Daher sollten diejenigen, die mit einer solchen Schwäche behaftet sind, alle Anstrengungen unternehmen, sie nicht nur zu Gunsten einer verbesserten Sexualität [Manneskraft] überwinden, sondern auch wegen ihrer allgemeinen geistigen und körperlichen Gesundheit, damit sie in ihrem Leben den allergrößten Erfolg haben.

Denken sie daran, daß das Zeugungssystem [die Sexualorgane] kein isolierter Organismus ist, der vom Rest des Körpers getrennt ist. Vielmehr ist er eng mit jedem anderen Teil des Körpers verbunden, besonders mit dem Nervensystem. Ich betone diesen Punkt, weil manche, die dieses Thema näher untersuchen, diese Beziehung nicht erkennen. Ebenso, wie Einflüsse, die die Vitalität des Körpers als ganzes senken, dazu tendieren, die sexuelle Kraft zu schwächen, so schwächt der Missbrauch der Sexualität, den gesamten Körper.

Die Masturbation ist zweifellos die erste und wichtigste aller Ursachen für die sexuelle Schwäche. Sie ist die Ursache bei der weitaus größten Zahl der Fälle sexueller Schwäche und sie ist besonders deshalb so schwerwiegend, weil sie üblicherweise früher im Leben beginnt als andere Missbräuche [Nikotin, Alkohol, Tabletten, Drogen,..] Wegen der Bedeutung der Masturbation für die Ursachen sexueller und allgemeiner Schwäche, werde ich diesem Thema ein spezielles Kapitel widmen. Wird dieses Übel [die Masturbation] beseitigt, so würde es buchstäblich Millionen von Männern [und Frauen] vor sexueller Schwäche und einer allgemein verminderten Vitalität bewahren, die sie begleitet.

Sexuelle Exesse jeder Art, ob innerhalb oder außerhalb der Familie, neigen dazu, die Männlichkeit zu zerstören. Die altmodische Vorstellung, dass die Trauung den sexuellen Genuss zwischen den verheirateten Eheleuten bewilligt, ist absolut richtig. Aber der Exess ist nicht weniger ein Verbrechen gegen die Natur, wenn er durch die Heiratsurkunde legalisiert ist. Sowohl innerhalb als auch außerhalb der Ehe sind sexuelle Ausschweifungen unmoralisch und zerstören die sexuelle Perfektion [Harmonie]. Leider, wie ich schon in einigen der vorhergehenden Kapitel erwähnte, scheinen sexuelle Exesse in der Ehe eher die Regel, als die Ausnahme zu sein, mit dem Ergebnis, daß es viele unglückliche Ehen und viele geschwächte [entkräftete] Männer und Frauen gibt. Allerdings habe ich bereits die meisten Fragen betreffs der sexuellen Exesse beantwortet.

Die Wirkung von Geschlechtskrankheiten bei der Entstehung einer dauerhaften Schwächung der sexuellen Funktion verdient eine besondere Aufmerksamkeit, da solche Ursachen in den meisten Fällen übersehen werden. Gonorrhoe [Tripper] ist besonders destruktiv. [1] Die meisten Leute betrachten sie als eine lokale und temporäre Störung, die leicht geheilt werden könne, so daß nach der Heilung keinerlei gesundheitliche Einschränkungen vorliegen würden. Die Gonorrhoe kann bei Frauen und Männern zur Unfruchtbarkeit und bei Neugeborenen, die sich bei der Mutter anstecken, zur Blindheit führen. Es wird aber angenommen, daß normale Menschen, die von der Krankheit geheilt sind, nicht unter negativen Folgen zu leiden haben.

  • [1] wikipedia schreibt: Weltweit stellt die Gonorrhoe ein großes gesundheitliches Problem dar. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation [WHO] liegt die Zahl der Neuerkrankungen jedes Jahr bei 60 Millionen, das ist ungefähr ein Prozent der Weltbevölkerung. Das Robert Koch-Institut schätzt eine Dunkelziffer nicht gemeldeter Fälle in den 1990er-Jahren von 85 Prozent.

Es ist allerdings auch eine Tatsache, daß ein Mann, der von der Gonorrhoe schwerwiegend befallen ist, nach der Heilung wahrscheinlich nicht derselbe sein wird, wie nach dem Angriff der Gonorrhoe. Ein milder Angriff, der auf die vordere Harnröhre beschränkt ist, hinterläßt in der Regel keine bleibenden Schäden. Greift die Infektion aber die tieferen Strukturen an, können die Schäden womöglich nach der Heilung bestehen bleiben. Sind die Hoden oder die angrenzenden Teile [Nebenhoden, Samenleiter, Prostata, Harnröhre, u.a.] betroffen, führt dies häufig zu Sterilität [Unfruchtbarkeit]. Die Beeinträchtigung dieser wichtigen Drüsen [der Hoden] hat mit großer Wahrscheinlichkeit Einfluß auf die sexuelle Leistung eines Mannes [und damit auf sein Wohlbefinden]. Auch die Entzündung der Prostata oder der hinteren Harnröhre, verursacht durch eine Gonorrhoe-Infektion, kann in unterschiedlichem Maße zur Schwäche wie zu einem vorzeitigen Samenerguss oder gar zur Impotenz führen.

Es gibt einige [unbelehrbare] Männer, die von moralischen Erwägungen jeder Art unbeeinflusst sind und die keine Furcht vor einer Infektion haben, die, wie sie glauben, als einzige Ursache nur eine vorübergehende Unannehmlichkeit mit sich bringt. Aber sie würden sofort aufhorchen, wenn sie sich der Gefahr bewusst wären, daß sie von Impotenz und von jeder sexuellen Schwäche, die in diese Richtung tendiert, bedroht sind. Solche Männer sollten der Frage nach der Veminderung von Geschlechtskrankheiten und den Verlust der Männlichkeit eine besondere Aufmerksamkeit schenken.

Es gibt verschiedene ungewöhnliche und unnatürliche sexuelle Verhaltensweisen, die genauso schädlich wie die Masturbation und in einigen Fällen vielleicht sogar noch gefährlicher sind. Diese unnatürlichen Methoden des Geschlechtsverkehrs führen, wenn man sie lange genug praktiziert werden, zur Impotenz oder anderen gravierende Schwächen, verbunden mit der Überlastung der Prostata oder anderen Teilen des Genitalsystems. Die am meisten verbreitete Praxis ist der Coitus Interruptus (CI) [2]. Der CI beruht auf der Beendigung der sexuellen Vereinigung, bevor es zum sexuellen Höhepunkt, dem Moment der höchsten Intensität, kommt. Dies birgt die Gefahr eines schweren Schocks des Nervensystems in sich und ist für die lokale [Genitalsystem], wie auch für die allgemeine Gesundheit schädlich. Er schwächt den Mann, ist aber auch eine Enttäuschung für die Frau.

  • [2] Beim Coitus Interruptus (CI) wird der Geschlechtsverkehr so unterbrochen, dass die Ejakulation [der Samenerguss] des Mannes außerhalb der Vagina und ihres Eingangs erfolgt, um die Befruchtung zu verhindern. Dies ist eine sehr unsichere Methode der Empfängnisverhütung, weil bereits vor dem eigentlichen Samenerguß eine Befruchtung stattfinden kann, denn manche der kleinen Schelme [Spermien] haben es ganz eilig und suchen bereits vor dem eigentlichen Samenerguss Zuflucht bei der Mutti. Beim CI zieht der Mann dabei gewissermaßen in letzter Sekunde seinen Johannes aus der Maria.

Sind Mann und Frau eine Liebesbeziehung eingegangen, dann sollte sie sich dadurch auszeichnen, daß beide, der Ehemann und seine Frau, einen sexuellen Höhepunkt erleben. Geschieht dies nicht, so bleibt eine innere Unzufriedenheit. Männer die diese Methode des Geschlechtsverkehrs über Jahre praktizieren, verlieren allmählich an sexueller Kraft, wobei sich die Ejakulation [der Samenerguß] entweder verzögert oder es zu einem verfrühten Samenerguß kommen kann. Dies kann zu einer Reihe von Symtomen führen, die charakteristisch für nervöse Verdauungsstörungen und anderen funktionellen Störungen sind.

Eine weitere schädliche Praxis ist der Versuch, den ehelichen Akt jenseits natürlicher zeitlicher Grenzen zu verlängern. Die Folge davon ist eine ernsthafte Überlastung aller betroffener Organe. Am anstrengensten aber ist es für das Nervensystem. Der sexuelle Akt kann dadurch verlängert werden, indem man ihn von Zeit zu Zeit stopped. Wird der Sexualakt dann aber auf natürliche Weise beendet [mit einem Orgasmus], dann ist dies nicht so schädlich, als wenn man den Versuch unternimmt, den Orgasmus ganz zu vermeiden. [3] Dies ist durchaus unnatürlich und auf lange Sicht immer schädlich.

  • [3]  Offensichtlich wird bei der zweiten Variante nicht nur der Versuch unternommen, den Orgasmus zu vermeiden, sondern er wird tatsächlich vermieden. Der Orgasmus wird vielleicht sogar absichtlich vermieden, wie dies bei der Tantrapraxis beabsichtigt ist. Ich habe aber ernste Zweifel, daß diese Form der Tantrapraxis schädlicher sein soll, als ein längerer sexueller Kontakt, der mit einem Orgasmus endet. Dabei gehe ich nicht davon aus, daß sich diese sexuelle Vereinigung über Stunden hinzieht und in aller Regelmäßigkeit [häufig] wiederholt wird.

Diese Methode wurde nicht nur von den Mitgliedern der Oneida-Gruppe [4] und von vielen anderen praktiziert. Es gibt noch einige Autoren, die diese Praxis befürworten. Sie gehen von der Theorie aus, daß durch die Erhaltung der vitalen Energie, durch die Beibehaltung der Samenflüssigkeit ein langes Leben ermöglicht wird. Es wurde so viel Unsinn über sexuelle Dinge geschrieben und gedacht, daß sich der Leser vor unwissenschaftlichen Lehren hüten sollte.

  • Schon bevor Nietzsche als der große Prophet des Übermenschen auftrat, hatte im Land der unbegrenzten Möglichkeiten John Humphrey Noyes (1811 – 1886) diesen Versuch im Jahr 1867 in seiner „Oneida Community“ (auch „Sekte der Perfektioniesten“ oder „Bibel-Kommunisten“ genannt) begonnen, wenn auch nur mit dem bescheidenerem Anspruch den idealen Christen zu züchten. Im Jahr 1848 hatten Noyes und seine Anhänger eine herrschaftliche Villa in Oneida Creek im Staat New York bezogen, um einen urchristlichen Kommunismus zu verwirklichen. Sie bildeten eine Wohngemeinschaft, in welcher allen alles gemeinsam war, auch die Frauen. Jede erwachsene Frau war mit jedem erwachsenen Man der Wohngemeinschaft verheiratet. Noyes nannte dies „complex marriage“, also „komplexe Ehe“. Immerhin hatte die Oneida Community 32 Jahre lang, von 1848 bis 1881 Bestand.
  • Um unerwünschte Schwangerschaften zu vermeiden und um den nicht zur Fortpflanzung berechtigten Partnern auch Gelegenheit zum Sex zu geben, praktizierte man „männliche Selbstbeherrschung“, die darin bestand, dass man durch Carrezza-Praktiken [kein Orgasmus] oder durch Coitus interruptus oder durch Petting [manuelle oder orale Befriedigung] vermied, dass die Frauen schwanger wurden. In der Praxis war es wohl so, daß das Paar sich in weihevoller Stimmung zunächst mit einem ausgedehnten Vorspiel beschäftigte, der Mann dann behutsam in die Frau eindrang, dort etwa eine Stunde lang ziemlich regungslos verharrte, während sich das Paar den angenehmen Empfindungen hingab, und sich dann wieder behutsam zurückzog ohne zum eigentlichenHöhepunkt gekommen zu sein. Einige amerikanische Anhänger des tantrischen Buddhismus vermuten, dass die Paare eine Art Sexual-Meditation durchführten.
  • Die Verhütungspraktiken scheinen recht erfolgreich gewesen zu sein. Innerhalb von 20 Jahren gabe es in der Gemeinschaft, die etwa 250 Menschen umfasste, nur ca. 40 Geburten.
  • Ein Problem der „complex marriage“ war, dass die Partner nicht nur gegenüber einer Person, sondern gegenüber allen Mitgliedern die Pflicht hatten, sexuell verfügbar zu sein. Zwar legte Noyes großen Wert darauf, dass ein Geschlechtsverkehr nur stattfand, wenn beide Partner dies wünschten. In der Praxis sahen sich die Mitglieder der Kommune, vor allem wohl die attraktiveren Mitglieder der Community, vor allem wohl die Frauen, einem starken Druck ausgesetzt, ihren sämtlichen Ehemännern zur Verfügung zu stehen. Das konnte schon mal die Freude am Sex verderben.

Will jemand seine Lebensenergie dadurch verlängern, indem er den Samenerguß vermeidet, dann ist es sinnvoll vollkommen enthaltsam zu leben, frei von jeglicher sexueller Erregung. [5] Möchte man nicht vollkommen enthaltsam leben, dann ist es ratsam eine gemäßigte eheliche Beziehung einzugehen [d.h.: Sex möglichst nur zum Zweck der Fortpflanzung zu haben], bei der der Mann sich an den normalen Instinkten der Frau orientiert, wie ich es in den vorigen Kapiteln vorgeschlagen habe. [6] Um Samenergüße zu vermeiden, ist es nicht notwendig absolut enthaltsam zu leben. Und sicherlich ist es kein Vorteil, dieses Ziel zu erreichen, indem man in einer sexuellen Beziehung den Orgasmus unterdrückt. Der Schaden, der durch diese Praxis dem Nervensystem und den überlasteten Organen zugefügt wird, ist größer, als der eingebildete Vorteil, der durch den bewahrten Samen erzielt wird. Wurde die Leidenschaft für den sexuellen Akt einmal geweckt, dann sollte er natürlich beendet werden.

  • [5] Wenn man den Text liest, hat man das Gefühl, daß die sexuelle Vereinigung, bzw. der sexuelle Höhepunkt, der Orgasmus, das höchste Glücksgefühl des Menschen ist. Der Orgasmus ist sicherlich ein sehr beeindruckendes und ekstatisches Erlebnis. Es ist allerdings ein Erlebnis von kurzer Dauer, auf dem in der Regel ein emotionales Tief erfolgt, welches weniger angenehm ist. Man sollte sich einmal die Frage stellen, warum z.B. selbstverwirklichte [erleuchtete] Yogis keinerlei Interesse an der Sexualität haben. Die Antwort ist, weil sie in einer Seligkeit leben, in einem tiefen inneren Frieden und in einer Zufriedenheit, die sie rund um die Uhr begleiten. Das Bedürfnis nach Sexualität haben sie längst hinter sich gelassen.
  • [6] MacFadden meint im Kapitel „Regulating Marital Intimacies“, dass unter natürlichen Umständen die Frau während ihrer fruchtbaren Tage, d.h. unmittelbar vor sowie nach dem Eisprung, von selbst „rollig“ wird und dann Lust auf Sex bekommt. Der Mann sollte nach MacFadden nur dann versuchen, den Geschlechtsakt einzuleiten, wenn die Frau ihm auf irgendeine Weise ihre „Rolligkeit“ signalisiert und sich ansonsten zurückhalten.

Unbefriedigte Leidenschaft hat zweifellos im Laufe der Zeit eine schwächende Wirkung. Aus diesem Grund ist es ein Gipfel an Torheit, die Leidenschaften zu wecken, wenn sie nicht in enger persönlicher Intimität durch Streicheln und Liebkosen mit einem/einer Partner/in befriedigt werden kann [d.h. wenn sich Mann und Frau schon auf sexuell erregende Berührungen einlassen, dann sollen sie auch direkt den Beischlaf vollziehen – alles andere ist unnötige sexuelle Erregung]. Ich habe dies in dem Kapitel „Love Making and Its Dangers“ [Liebe und seine Gefahren] berichtet. Dies gilt vor allem für längere [voreheliche] Beziehungen, in denen die Beteiligten sich viele persönliche Freiheiten, wie leidenschaftliche Küsse und [sinnliche Berührungen], zugestehen. Eine gelegentliche Erfahrung dieser Art würde vergleichsweise wenig Einfluß auf den gesunden Organismus haben, aber wenn es über einen längeren Zeitraum Tag für Tag wiederholt wird, schwächt es und ist extrem zerstörerisch. Heiratet der Mann schließlich, so kann es zu vorzeitigem Samenerguß und noch gravierenderen Schwächen kommen. Wenn die Leidenschaft nicht befriedigt werden kann, sollte sie nicht geweckt werden.

Ob Keuschheit schädlich ist oder nicht, ist schon sehr breit mit vielen unterschiedlichen Ansichten diskutiert worden. Dies hängt vor allem davon ab, ob jemand ein Leben vergleichsweise frei von sexueller Erregung leben kann. Ist man in der Lage sexuelle Stimulation zu vermeiden, so ist es einfach und vorteilhaft komplett enthaltsam zu leben. [7] Hat jemand aber starke sexuelle Instinkte und die Leidenschaft wird häufig geweckt [8], dann ist kontinuierliche Enthaltsamkeit nicht nur schwierig, sondern durch seinen schädlichen Einfluß auf die Gesundheit auch unbefriedigend. [9]

  • [7] Man kann es lernen enthaltsam zu leben. Es ist sehr angenehm von jeglicher Bedrängnis befreit zu sein, wenn man zuvor unter einem starken Sexualtrieb [Sexsucht] litt. Aber es ist nicht einfach, dies zu lernen.
  • [8] Beides fällt nicht vom Himmel, sondern wird „antrainiert“ und kann wie unter [7] beschrieben auch wieder „abtrainiert“ werden.
  • [9] Man sollte immer zwischen freiwilliger und erzwungener Keuschheit unterscheiden. Lebt jemand freiwillig enthaltsam, so lebt er natürlich eine kürzere oder längere Zeit in einem Schwebezustand, in dem er nach wie vor von seinen Leidenschaften bedrängt wird. Aber im Laufe der Zeit lassen ihn die Quälgeister allmählich in Ruhe.

Um sexuelle Erregung zu vermeiden, ist es nicht nur erforderlich körperliche Intimitäten zu vermeiden. Besonders erotische Gedanken sind sehr schädlich und ist erst einmal das Sexualzentrum stimuliert, so übt es einen sehr hartnäckigen und heimtückischen Einfluss aus. Die Sinnlichkeit des Geistes hält das Sexzentrum in einem Zustand  ständiger sexueller Erregung, so daß sich die Sexualorgane in einem Zustand permanenter Spannung befinden. Dies führt zu Prostataproblemen, zum Stau und zur Reizbarkeit der Harnröhre, zur Krampfaderbildung und zu einer allgemeinen Schwächung des gesamten Körpers. Diese Gewohnheit läßt sich am besten mit dem Begriff „geistige Masturbation“ beschreiben. Das Ergebnis dieser  geistigen Masturbation ist eine Schwächung, die sich nach einiger Zeit einstellt, und die das Opfer allein Kraft seiner Gedanken herbeiführt. Dies bedeutet natürlich, daß sich mittlerweile eine bedeutende Schwächung eingestellt hat.

Die allgemeinen körperlichen Einflüsse, die die Männlichkeit zerstören,verringern die Vitalität des ganzen Körpers und wirken wie ein Gift. Alkohol wird von vielen Ärzten als sexuelle Stimulanz angesehen, aber es gibt nichts, was die Zeugungsorgane auf lange Sicht mehr schädigt. Der Alkohol regt nur scheinbar an. Sein Genuss führt eher zu einem moralischem Verfall und er vermindert die moralische Zurückhaltung, die in einem normalen und nüchternen Zustand ausgeübt wird. Jedes Feingefühl, das man besitzt, kann durch den Alkohol aufgehoben werden. Der zweifelhafte Ruf des Alkohols als sexuelle Stimulans ist im wesentlichen auf seine enthemmende Wirkung zurückzuführen.

Nicht nur die Kinder von alkoholkranken Vätern und Müttern sind konstitutionell schwach oder anfällig für Nerven- und Geisteskrankheiten, Epilepsie und Wahnsinn. Der Alkoholiker selber neigt, abhängig von seiner Hingabe an das Rauschmittel, mehr oder weniger zur Impotenz. Es stimmt, daß einige Menschen eine Konstitution besitzen, die es ihnen ermöglicht, Missbräuche besser durchzustehen, als andere. Und bei manchen Menschen kann man sich vorstellen, daß der Genuß von Tabak oder Alkohol bei ihnen keinen Schaden anrichtet. Aber wenn das so ist, dann ist das nur so, weil die schlimmen Folgen nicht auf den ersten Blick erkennbar sind, oder weil vielleicht die Wahrnehmungen des Betreffenden abgestumpft sind. Früher oder später werden sich auch die schädlichen Auswirkungen des Alkohols bei ihm zeigen. Tatsache ist, daß in vielen Fällen von chronischem Alkoholismus die Opfer für immer impotent sind. Es ist offensicht, daß der ausgedehnte Missbrauch von Alkohol zu diesem Ergebnis führt. Selbst der regelmäßige Genuß kleiner Mengen Alkohol schwächt die Sexualfunktion.

Es gibt die weit verbreitete Vorstellung, daß die sogenannten leichteren alkoholischen Getränke, wie Bier und Wein, vergleichsweise harmlos sind. Es gibt einige Autoren, die eine freiere Verwendung dieser leichteren alkoholischen Getränke fordern, weil sie nicht die Wirkung von Spiritus haben. Die Prohibitionsbewegung [10] in Frankreich richtet sich lediglich gegen den Verkauf von Spiritus, da es keine Hoffnung und vielleicht auch keine Lust gibt, den Verkauf von Bier und Wein einzudämmen. Die Wahrheit ist, daß leichtere alkoholische Getränke wahrscheinlich genauso viel Schaden anrichten, wie härtere alkoholische Getränke, weil sie in größeren Mengen konsumiert werden. In einem großen Glas Bier, welches viereinhalb Prozent Alkohol enthält, ist wahrscheinlich genauso viel Alkohol, wie in einem kleinen Glas Spiritus, welches vierzig oder fünfzig Prozent Alkohol enthält.

  • [10] Als Prohibition wird die Zeit bezeichnet, während der der Handel von Alkohol verboten war. Dies war z.B. in den USA von 1919 bis 1932 der Fall.

Es hängt eben alles von der Größe der Portion ab, die man konsumiert. Ein großer Nachteil von Bier und Wein ist die Tendenz, sie regelmäßig zu trinken. Von Lebensversicherungen und anderen Forschenden dieses Fachs ist bekannt, daß die Nachsicht gegenüber„moderaten“ [gemäßigten] Trinkgewohnheiten, die schlimmste Form von Alkoholismus ist, weil es als „normal“ angesehen wird. Der kontinuierliche moderate Konsum von Alkohol untergräbt die Gesundheit und richtet den meisten Schaden an. Gelegentliche Trunkenheit mit mehr oder weniger längeren Intervallen der Abstinenz, richtet weniger Schaden an der Leber, der Niere, am Herzen und an den Arterien an, als der regelmäßige moderate Genuß. Die gleiche Regel gilt zweifellos für die Sexualorgane. Einige Autoren erklären, daß Bier das schädlichste aller Rauschmittel ist, weil es die Sexualorgane schädigt.

Ich kenne keine Bedingung, für die ich nachdrücklich den Genuß von alkoholischen Getränken empfehlen könnte, aber ich muß zugeben, es gibt einige Situationen, wo die Verwendung von Wein und Bier von Vorteil sein kann. In fast allen Fällen besteht der Vorteil, wenn er denn vorhanden ist, aus der vermehrten Zufuhr von Flüssigkeit, statt des alkoholischen Charakters des Getränks, bzw. trotz des alkoholischen Charakters des Getränks. Wie ich oft gesagt habe, nehmen viele Menschen, die einer sitzenden Tätigkeit nachgehen, oft zu wenig Flüssigkeit zu sich. Sie machen es sich zur Gewohnheit, Wasser zu vermeiden. Der Körper braucht aber große Mengen an Flüssigkeit. Solche Leute sollten es sich zur Gewohnheit machen, mehr Wasser zu trinken. Es ist eine gute Sache, ein Glas Wasser, als eine ständige Erinnerung, in erreichbare Nähe zu stellen

Wenn es sich jemand zur Gewohnheit gemacht hat, regelmäßig leichte alkoholische Getränke zu trinken und ist nicht in der Lage damit aufzuhören, dann ist es eine gute Sache, den Alkohol mit etwas Mineralwasser zu verdünnen. Haben sie es sich zur Gewohnheit gemacht, Wein zu trinken, dann füllen sie das Glas halb mit Wasser und füllen das Glas so lange mit Wein auf, daß es bis zu dreiviertel gefüllt ist. So reduzieren sie den Alkoholgehalt und trinken eine beachtliche Menge an Flüssigkeit. Ich kenne viele Beispiel, in denen der Alkoholkonsum gebrochen wurde, denn nach einer Weile konnte man auf den Wein verzichten. Es wurde aber weiterhin eine ausreichende Menge an Wasser getrunken, womit man den Anforderungen des Körpers gerecht wurde.

Viele Autoren haben die merkwürdige Wirkung des Alkohols kommentiert, der den sexuellen Appetit steigert, aber seine Befriedigung vermindert. Es ist kaum nötig, die Tatsache zu erwähnen, daß bei der Vergewaltigung, wie bei den meisten anderen Verbrechen, die unter dem Einfluss von Alkohol begangen werden, daß Alkohol und das Bordell in der Regel zusammenfinden. Daraus folgt nicht, daß der Alkohol eine sexuelle Stimulans ist, wie ich bereits erwähnte. Die vermeintlich anregende Wirkung des Alkohols auf das sexuelle System beruht im wesentlichen auf den Effekt, daß es zuerst die höheren Hirnzentren angreift und dadurch die [moralischen] Hemmungen vermindert und die animalischen Impulse weckt. Dabei kann allerdings die Energie zur Befriedigung dieser [sexuellen] Wünsche mit der Zeit beeinträchtigt oder ganz verloren gehen.

Auf der anderen Seite bewirkt der Alkohol, daß junge Männer in Bordellen ihre Selbstachtung und vielleicht auch ihre Gesundheit verlieren und junge Frauen ihre Tugenden. Ehemänner und Ehefrauen begehen Ehebruch. Auf der anderen Seite macht es die [eheliche] sexuelle Beziehung unbefriedigend, schwierig oder gar unmöglich. Wahrlich, niemand kann es sich leisten, solch einer Gewohnheit zu frönen, weder aus Sicht von Moral und Anstand, noch aus physischer und sexueller Unversehrtheit oder aus der Sicht des Genusses.

Ich habe einmal einen Brief von einer Frau bekommen, die einen Rat bezüglich ihres Mannes von mir haben wollte. Sie schrieb, daß er seit einigen Jahren impotent ist, obwohl er noch keine dreißig Jahre alt war. Bei der detaillierten Beschreibung verwies sie auf die Tatsache, daß er exessiv rauchte, daß er jeden Abend beim Kartenspielen trank und keinerlei Sport trieb. Was sollte er tun? Es war kein Wunder, daß er impotent war. Es könnten auch andere Ursachen für dieses Ergebnis verantwortlich sein, zumindest am Anfang, vielleicht in Form von Masturbation oder [sexuellen] Exessen. Aber es wird sicherlich hoffnungslos für ihn irgendeine Verbesserung seines Zustandes zu erwarten, solange er weiterhin dieses narkotische Gift, den Tabak, zu sich nimmt, egal welche Behandlung er wählt.

Tabak ist einer der größten Feinde der Männlichkeit, weil er von Millionen von Männern extensiv geraucht wird. Der Effekt zeigt sich nicht so unmittelbar, wie bei anderen Giften, aber auf lange Sicht hat es eine sehr deprimierende Wirkung auf die Fortpflanzungsfunktion und ohne Zweifel ist der Tabak in vielen Fällen die Hauptursache für sexuelle Schwäche und Impotenz. In allen medizinischen Werken gehört der Tabak zu den wichtigsten Anaphrodisiakas [11], Mittel, die die sexuelle Lust und die sexuelle Funktion [Errektion], vermindern. Ich kenne sogar medizinische Autoren, die den Konsum von Tabak zur Bekämpfung der Masturbation verschrieben. Manchmal befürworteten sie auch Bromide [Brom ist ein chemisches Element] für diesen Zweck. Dies ist nur ein bestätigender Beweis für die zerstörerische Wirkung dieses giftigen Alkaloids [ein Alkaloid ist ein aus Pflanzen isolierter basischer Stoff]. Wenn der Nikotin, die aktive Sustanz des Tabaks, in reiner Form vorliegt, dann ist seine Wirkung ähnlich der Blausäure, die als das am schnellsten wirkende Gift bekannt ist.

  • [11] Ein Aphrodisiakum ist ein Mittel zur Belebung oder Steigerung der Libido [sexuellen Lust].

Beim Rauchen bekommt man natürlich nur eine kleine Dosis davon und der Körper wird erst nach und nach vergiftet. Jeder Mann, der auf die Gesundheit seiner Zeugungsorgane achtet und der jede Schwächung der Zeugungsorgane vermeiden möchte, sollte unbedingt der Tabak vermeiden. Nikotin ist sehr magenreizend und erzeugt einen unerwünschten Speichelfluss, was einen Flüssigkeitsabluß aus dem Körper verursacht. Es wirkt wie eine Vision, denn es hat eine betäubende Wirkung auf die Nerven und das Gehirn. Außerdem schädigt es das Herz, die Lunge und die Muskeln. Niemand raucht den Tabak frei und ausdauernd, ohne daß es die Nerven, die Geisteskräfte und die Sexualkraft angreift. Es stimmt, daß viele kluge und tüchtige Männer Tabak konsumieren. Aber es gibt keinen Zweifel daran, daß sie in allen Fällen eine noch viel bessere Arbeit verrichten könnten, wenn sie ihren Körper vor dieser chronischen Vergiftung bewahren würden.

Drogen und Stimulantien aller Art sind ebenso schädlich für die Männlichkeit. Es gibt verschiedene Drogen, die angeblich sexuell stimulierend sind, aber am Ende wirken sie schädigend. Denken sie daran, daß alles, was das Sexualzentrum überstimuliert, führt dazu, daß es sich früher erschöpft. Unter Ärzten gilt Strychnin als ein beliebtes Medikament zur Stimulierung des Sexualsystems bei bestimmten Arten der Erkrankung. Aber einige der besten Autoritäten auf diesem Gebiet, sind davon überzeugt, daß Strychnin letztendlich nur die Potenz des Mannes zerstört. Ebenso wird gesagt, daß kleine Dosen an Morphium und Kokain die Sexualität stimulieren. Aber wir finden, daß diejenigen, die diese Drogen regelmäßig und extensiv benutzen, fast immer impotent werden.

Es gibt andere Drogen, die eine ebenso depremierende Wirkung auf die Zeugungsorgane haben, wie der Tabak. Am bekanntesten unter ihnen sind die Bromide. Aber die Liste enthält auch Jodkali [potassium iodid], Kaliumnitrat, Chlor, Kampfer, Arsen, Belladonna [Schwarze Tollkirsche] und viele andere. In der Tat haben alle giftigen Drogen und Stimulanzien eine schwächende Wirkung. Sie sind schädlich für den ganzen Körper. Soviel ich weiß, hat es nie eine erweiterte oder detaillierte Studie über die Wirkung von Tee und Kaffee auf die Sexualfunktion gegeben. Im Hinblick auf die Wirkung von Koffein auf die Nerven und die allgemeine Gesundheit, kann ich nicht bezweifeln, daß das Sexualsystem durch den extensiven Genuß von Kaffee geschwächt wird. Das Problem ist, daß es schwierig ist, diese Dinge zu untersuchen. Es ist bekannt, daß Kaffee viel von Frauen getrunken wird. Einige von ihnen trinken [schwarzen] Tee in fast unbegrenzter Menge. Diese Tatsache, so erscheint es mir, hat vielleicht etwas mit der häufig unter Frauen verbreiteten„Frigidität“ [weibliche Impotenz] zu tun.

Einige Ärzte sagen, daß 25 bis 50 Prozent der Frauen einen Mangel an sexueller Sensibilität besitzen. Es ist allerdings unmöglich, eine konkrete Aussage hierüber zu machen. Allerdings ist diese Störung ziemlich weit verbreitet. Wir müssen aber auch daran denken, daß viele andere Faktoren ebenso für diese Störung verantwortlich sein können, so daß es schwierig sein wird, eine spezielle Ursache wie das Teetrinken zu isolieren. Im Hinblick auf die schäfliche Wirkung anderer Drogen und die allgemeine gesundheitszerstörende Wirkung von Koffein, sehe ich keinen Grund, warum das Koffein für die Zeugungsorgane nicht ebenso schädlich ist, wie andere Drogen.

Während wir darüber reden, daß Drogen Impotenz und sexuelle Schwächen hervorrufen können, sollte man sagen, daß die medizinische Literatur in dieser Hinsicht viel zu verantworten hat. Es stimmt, daß eine große Schuld auf die medizinischen Quacksalber fällt. Es ist aber auch eine Tatsache, daß medizinische Standardwerke mitunter ebenso wie die Quachsalber dazu neigen, dem Patienten, die geringe Kraft, die er noch besitzt, zu rauben, anstatt sie zur Linderung einzusetzen. Ich habe unzählige Briefe von Männern erhalten, die mir von ihrer Erfahrung mit der medizinischen Behandlung berichten und die darauf hinwiesen, daß ihre Kraft nach der Behandlung mit Medikamenten, in der Regel nach der Einnahme von Bromiden, stetig zurückgegangen sei und sich in manchen Fällen eine Impotenz eingestellt hat. Werden sie längere Zeit angewandt, dann „heilen“ sie die Masturbation und den nächtlichen Samenverlust, indem sie Impotenz und Sexlosigkeit produzieren.

Der Gebrauch der Bromide ist immer zu verurteilen. Es ist unbestritten, daß sie die Sexualität schädigen. Sie werden eingesetzt, um die Neigung zur Masturbation zu reduzieren und um exessive nächtliche Samenverluste (Pollutionen) zu verhindern. Sie helfen tatsächlich in diesen Fällen. Aber wie geschieht das? Indem sie die Sexualfunktion lähmen und zerstören. Ich kann sagen, die besser informierten und vorsichtigeren Spezialisten benutzen diese Mittel mit Vorsicht, und nur wenn sie finden, daß eine extreme Aktivität und Erregbarkeit der Organe und Nervenzentren vorliegt. Ist eine ausgeprägte körperliche Schwäche vorhanden, dann wenden sie es nicht an. Sie wissen es besser, denn unter solchen Bedingungen [bei Masturbation oder nächtlichen Samenverlusten] entsteht immer [eine körperliche] Schwäche und es ist immer gefährlich solche Mittel anzuwenden. Außerdem sind sie überflüssig. Kaltes Wasser und andere Behandlungen haben denselben Effekt. Viele Ärzte aber verschreiben die Bromide als etablierte Heilmittel, die sie bei universellen sexuellen Störungen einsetzen und verschreiben sie in fast jeder Art von sexueller Störung mit katastrophalen Folgen.

Wie kann der Leidende Fehler vermeiden? Sicher nicht, indem er die üblichen medizinischen Methoden anwendet. Viele Bücher sind zum Thema sexuelle Hygiene geschrieben worden und eine große Anzahl von ihnen wurde von Ärzten veröffentlicht. Praktisch alle diese Bücher empfehlen dem jungen Mann Quacksalber zu meiden, und bei Schwierigkeiten zum Hausarzt zu gehen. Der Hausarzt gilt als die unfehlbare Autorität bei sexuellen Störungen, aber in manchen Fällen ist er genauso unwissend wie der Laie. Gehen sie nicht zu ihrem Hausarzt, wenn er nicht in der Lage ist, sie ohne Medikamente [Drogen] zu behandeln, die eine schädigende Wirkung haben.

Die Ärzteschaft als Ganzes hat sich nie viel Mühe gemacht, die sexuelle Schwäche zu erforschen. Für einen langen Zeitraum wurden Geschlechtskrankheiten praktisch ignoriert, vielleicht auf Grund der Theorie, dass das Opfer Strafe für seine sexuellen Verfehlungen verdient hat. Aber während jetzt den Geschlechtskrankheiten ebenso viel Aufmerksamkeit wie den normalen Krankheiten gewidmet wird, kann dasselbe nicht von anderen sexuellen Störungen gesagt werden. Der Grund warum Quacksalber und Charlatane so viel Einfluß auf dem Gebiet der sexuellen Störungen haben, liegt darin, daß die seriösen Mitglieder des ärztlichen Berufsstandes wenig darüber wissen und es ignorieren.

Der Hausarzt wird ihnen in 99 von 100 Fällen raten zu heiraten, um einen Zustand völliger Untauglichkeit für die Ehe zu heilen. Dabei wird schlicht die Tatsache ignoriert, daß solch eine Ehe nichts als ein Skandal und ein Betrug an der Frau ist. In einigen Fällen wird er die Ehe nur als letztes Mittel empfehlen, nämlich dann, wenn er feststellt, daß seine Behandlung nicht zum Erfolg geführt hat. „Ich kann nichts mehr für sie tun. Das Beste wird sein, sie heiraten.“ Ein Mann ist in der Tat im Glück, wenn er nach einer medizinischen Behandlung feststellt, daß er nicht kranker ist als zuvor.

All dies kann eine Ablenkung vom Thema der schädlichen Wirkung der Drogen auf die Männlichkeit sein, aber die Verwendung von Bromiden ist nahezu so universell in der Behandlung dieser Erkrankung, wobei die Ärzte viel Schaden anrichten, so daß es wichtig ist, den Leser vor dieser Behandlung zu warnen. Der einzig sichere Plan ist nicht nur die stärkeren Drogen und Gifte zu meiden, sondern auch die ebenso milderen Stimulanzien und Narkotika. Um die Männlichkeit und alles, was damit verbunden ist zu fördern, wie die Nervenkraft, die geistige Energie, den Ehrgeiz, den Mut und all die anderen psychischen Eigenschaften, lohnt es sich, auf all die Drogen und anregenden Substanzen zu verzichten.

Alle körperlichen Einflüsse von schwächelnder Natur, neigen dazu, die Männlichkeit zu vermindern. Alles was die Vitalität senkt oder die körperliche Verfassung schwächt, hat auch eine schädliche Wirkung auf die sexuelle Kraft. Vor allem die Nervenanspannung hat eine schwächende Wirkung. Viele Jahre geistiger Überanstrengung ist förderlich für Neurasthenie [Nervenschwäche] und kann die Ursache für eine gravierende Schwäche der Sexualfunktion sein und teilweise auch zur Impotenz führen. Natürlich müssen wir zwischen Überforderung und harter Arbeit unterscheiden.

Ein gesunder Mann, der in geordneten Verhältnissen lebt, kann eine erstaunliche Menge harter geistiger Arbeit leisten und trotzdem kräftig und gesund bleiben. Harte Arbeit tut nicht weh. Unter den richtigen Bedingungen ist es das Beste für einen. Aber wenn sie zu weit getrieben wird, wenn die körperliche Gesundheit nicht durch tägliche Übungen an der frischen Luft ausgeglichen wird, oder wenn ein Mann seinen Schlaf verliert, weil er Jahr für Jahr Tag und Nacht arbeitet, und vor allem, wenn seine Arbeit von Kummer und Sorgen und von einer übermäßigen Nervenbelastung getragen ist, wird das Nervensystem irgendwann zusammenbrechen und die Männlichkeit wird ebenso darunter leiden.

Körperliche Überanstrengung ist heute nicht mehr so sehr verbreitet und in keinem Fall ist sie so schädlich wie geistige Überanstrengung. Körperliche Überanstrengung kann aber ebenso schädlich sein, wie im Fall des Mannes, der seine Arbeit schon vor Sonnenaufgang beginnt und sie bis in die Abendstunden fortsetzt. Körperliche Überanstrengung, sowei der tägliche Kraftaufwand des Körpers, um den Energieverlust wieder herzustellen, dieser kontinuierliche Aufwand führt in einen Zustand der Erschöpfung, von dem sich der Körper nie ganz erholen kann. Dies kann mit der Zeit zur Schwächung der Nieren, zur Überforderung der Leber, zur Degeneration der Arterien und zur vorzeitigen Alterung der verschiedenen anderen Organe führen. Männer, die ein sehr hohes Alter erreichen, sind in der Regel berufstätige Männer, die sich nicht selber bei der Arbeit überfordert haben.

Unterforderung its ein Zustand, der ebenfalls im höchsten Grade schädlich für die Männlichkeit sein kann, und zwar aus dem Grund, weil bei zu viel Faulenzen sich der körperliche Zustand verschlechtern kann. Darunter haben im Allgemeinen alle Organe zu leiden. Wenn man ein aktives Leben führt, dann ist das für den Menschen am besten. Kräftige Übungen oder harte gute Arbeit jeden Tag, sowohl physisch als auch geistig sind höchst wünschenswert, sowohl für die Gesundheit, wie auch für die Zeugungskraft. Ein Einwand gegen die Unterforderung ist auch, daß das Nichtstun, im Falle eines fehlenden Charakters, es den Geist ermöglicht, zu viel in erotischen Fantasien zu verweilen. In einigen Fällen führt das Versäumnis, die Energie des Körpers in sinnvoller Weise zu nutzen, den Müßiggänger dazu, einen unnötigen und unerwünschten Betrag seiner Energie in sexuelle Kanäle zu leiten. Fett wird oft von Senilität [Greisenhaftigkeit, vorzeitigem Altern] begleitet.

Darüber hinaus fördert die Unterforderung das Übergewicht. Das Übergewicht ist nur selten ein günstiges Anzeichen für eine gesunde sexuelle Kraft. Die Ansammlung von Fett bei Männern im mittleren Alter bedeutet in der Regel einen Verlust der Energie und Kraft des Geistes und des Körpers. Darunter hat auch die Männlichkeit zu leiden. Ein sexuell starker Mann ist in der Regel hart und robust. Es gibt Ausnahmen von der Regel. Wenn zum Beispiel ein Mann eine geringe Menge von Fett angesammelt hat, so kann es sein, daß er immer noch voller Energie ist, scheinbar so aktiv, schnell und stark, wie eh und je. Wir alle kennen solche Männer. Leidet der Mann aber unter einem zu großem Übergewicht und neigt er zu phlegmatischem Verhalten, zur Trägkeit, so bedeutet dies ein Verlust an Männlichkeit. Darum bleiben sie stark, aktiv, hart und kräftig.

Soziale Ausschweifungen sind, besonders wenn sie viel Aufregungen beinhalten, sind genauso schlecht, wenn nicht noch schlimmer, wie geistige Überforderung. Es ist alles eine Frage der Menge der nervlichen Belastung. Besonders die Aufregungen bzw. Ausschweifungen zur späten Stunde führen zu den schlimmsten Leistungsverlusten. Früher wurde gesagt, daß Rauchen und Trinken und anderes unmoralisches Verhalten zu Leistungsverlusten führt. Aber es kann auch zu Leistungsverlusten kommen, wenn man keines dieser anstößigen Dinge tut, sondern einfach dadurch, daß man seine Kräfte verbraucht. Romane und Theaterstücke mit einem aufregenden und aufwühlenden Charakter, haben einen ausgesprochen schwächenden Effekt. Das gleiche gilt für Sorgen und andere bedrückende mentale Zustände.

Damit will ich nicht sagen, daß eine kurze Periode der Sorge, wenn man über eine kräftige sexuelle Gesundheit verfügt, zu einer gesundheitlichen Beeinträchtigung führen, aber es ist wahr, daß ein Zustand der Angst und Depression, der über einen längeren Zeitraum anhält, nicht nur die Gesundheit im Allgemeinen untergräbt, sondern ebenso das Sexualsystem. Die sexuelle Schwäche ist häufig das Resultat von Sorgen. Viele Fälle von Impotenz haben eine psychische Ursache. Sie sind das Ergebnis eines langen Grübelns oder eines langen Besorgtseins über eine Schwäche oder über Fehler aus der Vergangenheit. Sie rauben dem Menschen eine Menge Kraft. Um so mehr Sorgen sich der Mensch macht, um so anträglicher ist es für seine Gesundheit. Dies ist jedoch eine Sache, über die ich zu einem späteren Zeitpunkt noch im Detail besprechen möchte.

Das Verständnis verschiedener Ursachen sexueller Schwäche, wird den Leser in die Lage versetzen, zu beurteilen, was erforderlich ist, um die eigene Gesundheit zu bewahren. Die Ursache der Probleme zu wissen, ist die halbe Miete. In den meisten Fällen einer Beeinträchtigung oder eines Verlustes an Männlichkeit, können günstige Ergebnisse erzielt werden, wenn man zukünftig die Ursachen dieser Schwäche vermeidet, den Körper trainiert und damit die Vitalität steigert. Positive Ergebnisse können nicht in allen Fällen sofort versprochen werden. In einigen Fällen hängt es vom Grad des Missbrauchs ab, dem der Körper ausgesetzt war. Die Natur kann Wunder bewirken, wenn man ihr dazu die Chanche gibt. Die Methoden, die ich in den folgenden Kapiteln besprechen möchte, haben zu bemerkenswerten Ergebnissen bei tausenden von Patienten mit den verschiedenstens Erkrankungen geführt.

Ende des Kapitels

Hier noch ein weiteres Kapitel aus demselben Buch:

Bernarr McFadden: Die Wahrheit über die Onanie

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